6. Juni 2011

Bergbauspuren im Westharz [3]


Zum Westschacht  bei Bad Grund

Meine Erkundung des Gebietes rund um den Wiemannsbuchtschacht (siehe Folge 2) mit Entdeckung weiterer Relikte des Oberharzer Wasserregals bzw. Grunder Gefälles vor allem im Wald östlich und südöstlich des Fördergerüstes führte mich bis zum 4. Lichtloch des Tiefen-Georg-Stollens. Das Portal dieses einst wichtigen Wasserlösungsstollens des Oberharzer Bergbaus ist am Südausgang von Bad Grund zu besichtigen.

Abb. 1: Fördergerüst und Hydrokompressorenturm
Knesebeckschacht | Bad Grund
Ich breche meine Erkundung im Wald südlich des Wiemannsbuchtschachtes vorerst ab und plane schon in Gedanken die Fortsetzung. Als nächstes Ziel – immer noch dem Silbernaaler Gangzug nach Westen folgend – stand der Besuch des "Bergbaumuseum Schachtanlage Knesebeck" und die Kurzbefahrung des benachbarten angehauenen Suchstollens auf dem Programm. Die Zeit drängte.
Abb. 2: Mundloch Tiefer Georg Stollen | Bad Grund
Die Suche nach dem Ende des Tiefen Georg Stollens gestalte sich ein wenig schwierig. Die ungefähre Lage war mir bekannt, Hinweisschilder sucht man allerdings vergebens. Erst das Straßenschild "Am Georg-Stollen" führte mich auf einen Parkplatz und dem Ziel näher. Am nördlichen Ende steht ein entsprechendes, aber unauffälliges Hinweisschild mit Erläuterungen. Doch, wo ist das Mundloch? Hätte ich die Tafel aufmerksamer gelesen, dann wüsste ich wo. Zufälligerweise ging mein Blick nach Rechts über eine hohe Gartenhecke hinweg. Zwischen einem alten Wohnhaus und einem recht "rustikalem" Schuppen sah ich das Mundloch im Garten auf einem Privatgrundstück. Zwei Bewohner, die im Garten an einem alten polnischen Auto ohne Bereifung herum schraubten, baten mich freundlich hereinzukommen. Mein Wunsch nach kurzer Besichtigung wurde nicht mehr wahrgenommen, anscheinend sind die Anwohner solche Kurzbesuche gewohnt; vermutlich müssen sie sie sogar dulden.
Abb. 3: Schlussstein mit königlichen Insignien
Die heutige Nutzung des Stollens als "Getränkekühlkeller" war nur konsequent. Die Anlage ist recht unspektakulär. Kommen und (schnell) gucken. Gefallen hat mir ein als Werkbank umgebautes Fahrgestell eines Huntes neben dem Schuppen.

Weitere Informationen:
Link #1

Ich quäle mich die stark ansteigende Fahrstraße neben dem Parkplatz hoch. Das Überfahren der Straßenkuppe am "Knollen" gibt den Blick auf das nächste Fördergerüst der ehemaligen Grube frei:  Obwohl noch einige hundert Meter entfernt, beherrscht die kastenförmige Konstruktion des "Achenbachschacht" die Szenerie. Bis zur Schließung des  "Erzbergwerks Grund" war hier der zentrale Punkt der Grube.

Das Gelände der ehemaligen Tagesanlagen, auf dem sich einige Industriebetriebe angesiedelt haben, ist umzäunt und war bei meinem Besuch nicht zugänglich. Nächstes Mal komme ich nicht an einem Feiertag vorbei!
Abb. 4: Achenbachschacht | Bad Grund
Nach dem Wiemannsbucht-, Knesebeck- und Achenbachschacht wollte ich abschließend zum vierten Schachtgelände des "Erzbergwerk  Grund" gelangen: Dem Westschacht. Mir war bekannt, dass die Tagesanlagen abgeräumt wurden. Trotzdem reizte mich die Besichtigung der alten Bergbaustätte.

Ich lasse das Gelände rund um den Achenbachschacht links liegen und fahre durch die Siedlung "Am Taubenborn" an meist schmucken Bergarbeiter(reihen)häusern vorbei, umkurve einen kleinen Teich und stelle meinen Wagen in der "Ostpreußenstraße" vor der Nachbildung einer "Dennert-Tanne" ab, mit folgendem Informationstext:


Westschacht Bad Grund (313,71 üNN)
Der Westschacht wurde in der Zeit Juli 1933 bis 1937bis zur 13 Sohle (467m tief)und von Juni 1960 bis Dez. 1960von der 13 Sohle zur 14. Sohle(Endtiefe 518,29 m) abgeteuft.1941 erhielt der Westschacht einStahlfördergerüst. Aufgabe des Westschachtes war ab 1937Fluchtweg für das Westfeld, Berge- Abraum)und Erzförderung, ausziehender Wetterschacht (Belüftungsschacht ) später mit Hauptgrubenlüfter für das Westfeld des Erzbergwerks Grund. 1976 Einstellung der Berge-und Erzförderung. Am 31. März 1992 Schließung des Erzbergwerks Grund.Auf der 100-Meter-Sohle des Westschachtes wurdeTrinkwasser gesammelt und gestaut. Dieses Wasser diente zur Versorgung des Westschachtes und des Achenbach-Schachtes einschließlichder oberirdischen Anlagen wie Verwaltungsgebäude, Wohnhäuser auf dem Grubengelände, der Werkstätten und der Kaue. Juli bis August 1997 Verfüllung der Schachtröhre bis zur 100 Meter-Sohle 1998 Demontage der Übertage-Anlagen (Kaue, Schlosserei, Schmiede, Schachthalle usw.).1999 Demontage des Stahlfördergerüstes und der Fördermaschine.(weitere Nutzung in einem Bergbaumuseum im Siegerland).
Der Westschacht befand sich 500 Meter in westlicher Richtung

(Verein zur Erforschung der Geschichte der Familie Kippenberg e.V.)

Ich war hier richtig, auf zum Gelände des Westschachtes! In der Ferne kann man die Fundstelle am Winterberg erblicken (vgl. hierzu mein Bericht   LINK). Bald zeichnet sich im Gelände rechts des Weges die Kontur einer planierten Halde ab. Nur wenige Meter weiter zweigt an einem überwachsenen Verbotsschild der PREUSSAG die alte asphaltierte Straße zum ehemaligen Westschacht ab.
Abb. 5: Blick zum Steinbruch am Winterberg
Abb. 6: Haldenkontur (Pfeil). Blick ins westl. Harzvorland
Abb. 7: Einen besseren Wegweiser gibt es kaum …
Die befestigte Straße löst sich zusehends auf und weicht einem Pfad durchs Unterholz. Es ist erstaunlich zu sehen, wie sich die Natur innerhalb von fast zwanzig Jahren ihre alten Gebiete zurückerobert. Eine dünne Humusschicht auf dem Asphalt reicht aus, um mannshohe Bäumchen und Büsche wachsen zu lassen. Von beiden Seiten drängt die verwilderte Flora vor. Stellweise guckt der Straßenbelag unter den umgestürzten Bäumen hervor. Auf dem heißen Asphalt sonnten sich zwei Blindschleichen.
Abb. 8: Eingangstor am Westschacht
Kaum 100 Meter weiter entdeckt man die Überreste des Eingangstores zum Gelände am Westschacht. Zunächst gehe ich – soweit möglich – rechts am Zaun entlang. Am Waldrand zeigt sich dann die schon von weitem erblickte Halde vor mir. Sie ist stark verfestigt, größtenteils überwachsen und zeigt ein Gemenge von Berge und Baumaterial der ehemaligen Tagesanlagen. Das Gelände wird von einem hohen Zaun umgeben.

Abb. 9: Achtung Zeckengefahr!
Zurück zur Pforte, die nicht verschlossen ist. Nach fünfzig Meter Kampf durch Unterholz stehe ich im Zentrum des Westschachtgeländes auf einer nur spärlich bewachsenen Wiese. Insekten und Spinnen zeigen sich nur ganz selten. Die unterschiedliche Höhe und Farbe des Bewuchses zeigt markante Stellen im Untergrund. Selten liegen Stahlplatten bzw. -träger, alte Gleise und Fundament-Reste offen zu Tage. Manchmal muss man nur ein bisschen nachhelfen, um die Überreste der Tagesanlagen, wie (zugeschweißte) Schachtdeckel wieder sichtbar zu machen. Die Humusschicht ist hauchdünn. Stellenweise schimmert Beton und Asphalt durch.
Abb. 10 bis 13: Reste der Tagesanlagen
am Westschacht | Bad Grund
Nach einem alten Lageplan kann ich die Relikte dem ehem. Schachtgebäude sowie dem Bereich zwischen Schacht und Wettergebäude zuordnen.

Noch einige Jahre weiter, dann sind selbst die letzten Reste nicht mehr auszumachen. Ich verlasse den historischen Ort ein wenig ehrfürchtig und bedaure, dass hier beim Rückbau der Tagesanlagen "ganze Arbeit" geleistet wurde.

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