26. April 2012

Das Harzmuseum Wernigerode

Dieser Beitrag ist nur noch als pdf-Datei verfügbar. Sie können diesen unter der Kennziffer »relicta D 19« hier downloaden. Hintergrundinformationen erhalten Sie hier.

Glück auf!

24. April 2012

In Bad Salzdetfurth

(zur vergrößerten Ansicht der Fotos, bitte diese anklicken)


Nach immerhin über zwei Stunden Aufenthalt im doch kleinen Kali-Bergbau-Sole-Stadt-Salz-oder-so-ähnlich-Museum (siehe Teil 1 und 2) ging es weiter im Programm. Das ungemütliche Wetter hielt mich nicht ab, die Gelände der Tagesanlagen des ehemaligen Kali-und-Salz-Bergbaus in Bad Salzdetfurth aufzusuchen.

Mein Weg ging zunächst am Flüsschen „Lamme“ entlang durch die Innenstadt zurück zum Kurpark. Schon bei der Hinfahrt sah ich dort auf der linken Straßenseite etwas zurückgesetzt die imposante Holzkonstruktion eines Gradierwerks. Gradierwerke sind in Niedersachsen äußerst selten.  Ein weiterer Betrieb soll in Bad Rothenfelde sein.


GRADIERWERK


Eines der beiden Gradierwerke in Bad Salzdetfurth

Kurz nach Betreten des Kurparks stellte ich überrascht fest, dass dort sogar zwei, annähernd baugleiche Gradierwerke vorhanden sind, deren Erbauung bereits im Jahre  1746 durch die ansässige „Salzpfännergilde“ veranlasst wurde.  
Die herkömmliche Methode der Salzgewinnung sah ein Eindampfen der hier bis zu 9%igen Sole in großen Einzelpfannen der Siedehütten vor. Aus ökonomischen Gründen – der Ertrag des Salzhandels ging merklich zurück – musste die Konzentration der Sole erhöht werden, um beim anschließenden Siedevorgang große Mengen teures und knappes Brennmaterial, vornehmlich Holz, einzusparen. Kurz: Die Siedekosten mussten verringert werden. Hierbei leiteten die alten Salzsieder die Sole bis zu siebenmal über die mit Schwarzdorn-Pakete ausgestopften Holzgerüste des Gradierwerks, bis das Solewasser durch den natürlichen Verdunstungsprozess schließlich einen Sättigungsgrad von ca. 30% erreicht hatte (so. „Dorngradierung“).

Schwarzdorn /Schlehe (Prunus spinosa L.) ist gut schädlingsresistent,
hat höhere Standzeiten als das ebenfalls eingesetzte Stroh und hoch
belastbar.
Die hier sichtbaren harten Ablagerungen auf dem Reisig bestehen
aus einem Gemisch aus Kalk und Eisen („sog. Dornstein“) und führen
zu einem „Zuwachsen“ der Gradierwerke. In der Folge muss der
Schwarzdorn i.M. alle 10 bis 12 Jahre erneuert werden.
 
Sinkende Fördermengen aus den Bergwerken und Ertragsrückgänge des Salzhandels führten nach einer längeren Zeit des Dahinsiechens zur Einstellung des Salinenbetriebes im Jahre 1948. Die größte Produktion ist um 1920 mit ca. 2.000 t Siedesalz/Jahr zu verzeichnen. 


Wandelgänge um die gestapelten Schwarzdornreisig-Pakete
Die Gradierwerke werden seit Ende der siebziger Jahre im Rahmen des Kur(park)angebots betrieben und in den Sommermonaten für die Freiluftinhalation besonders  zur Heilung bei Bronchialkrankheiten allen Gästen kostenlos zur Verfügung gestellt. Eine Generalsanierung der Bad Salzdetfurther Gradierwerke erfolgte 2004/2005.


HOTZE 2 – EIN WENIG ZEITGENOESSISCHE KULTUR
ZUR ABWECHSLUNG?

Etwa auf halbem Weg zwischen Museumsgebäude und den Gradierwerken fällt in der malerischen Altstadt von Bad Salzdetfurth eine zeitgenössische Skulptur auf: „Der Soltmann“.

Die Skulptur aus Obernkirchner Sandstein und Stahl, letzterer bearbeitet in der Ausbildungswerkstatt der Kali+Salz AG, wurde im Sommer 1986 im Rahmen einer „Kontakt-Kunst-Aktion“ in einer sechswöchigen Kampagne unter den Augen der Bevölkerung als Gemeinschaftsarbeit der Bildhauer Hans-Werner Kalkmann, Otto Almstadt und Klaus Müller-Klug (nebst Assistenten) erstellt.

Kopf der sehr kontroversen Skulptur, heute im Volksmund
„Hotze 2“ genannt (nach dem 2011 im Alter von 84 Jahren
verstorbenen Bergwerksdirektor i. R., Horst Hotze).

Sie fasst die wichtigsten Grundlagen der Stadt Bad Salzdetfurth – Salzsieder, Salzbergbau und Solebad – zusammen und enthält eine Vielzahl weiterer Elemente aus Bergbau und Stadtgeschichte. Im Wesentlichen stellt sie einen modernen Bergmann dar, der im Untergrund, in seiner Maschine sitzend, das „Weiße Gold“ hereinbricht; seine Beine in stilisierter Wellenform assoziieren die fließende Sole, der linke Haken die historische Salzgewinnung durch die Salzsieder.
Es lohnt sich, sich die Zeit zu nehmen, die vielen Anspielungen und Symbole in dieser Skulptur zu entdecken; die Räder des „Fahrzeuges“ liefern dabei einige Erklärungen. 


DURCH DIE STADT ZUM SCHACHT „SALZDETFURTH 1“

Im Gebiet um Hannover und Hildesheim ist das sonst 2.000 bis 4.000 m tiefliegende Zechsteinsalz (248-252 Mio. Jahre alt) an zahlreichen, durch großtektonische Linien vorgezeichneten Stellen in Form von Durchbrüchen, den „Salzstöcken“, so hoch emporgedrungen, dass die im Salz enthaltenen Kaliflöze in bergbaulich erreichbaren und wirtschaftlich abbaubaren Teufen gelangten (350 – 1.400 Meter). Während der Aufstiegsphase wurde das quasiplastische Steinsalz durch seitliche Gebirgskräfte und Lasten des Deckgebirges stark verformt und gefaltet.

Aus einer Hinweistafel am Zaun der Tagesanlagen am
Schacht „Salzdetfurth 3“.
Als Folge von Kalifunden beim bergmännischen Abbau von Steinsalz (1856 in Staßfurt) und Nachweisen anderer Kalilagerstätten setze eine rege Bohr- und Schürftätigkeit ein. Mehr als 200 Kalischächte wurden bis 1920 allein im Deutschen Reich (in seinen jeweiligen damaligen Grenzen) abgeteuft. Einen großen Anteil bei der Prospektion auf Kalivorkommen hatte die am 03.10.1889 gegründete „Aktiengesellschaft für Bergbau u. Tiefbohrung zu Goslar a.H.“, die auch im Salzstock „Hildesheimer-Wald-Sattel“ bei Salzdetfurth in den Jahren 1892-94 erfolgreiche Probebohrungen niederbrachte. Im Juli 1896 erfolgte der erste Spatenstich zum Teufen des ersten Schachtes („Salzdetfurth 1“), der bis zum Jahre 1899 eine Teufe von 713 m erreichte. 2 ½ Jahre später begann die Förderung von Kalisalzen, die man beim Durchteufen eines bedeutenden Lagers antraf (ca. 15 Tonnen pro Tag). Der Schachtdurchmesser wurde auf 16 Meter vergrößert. Kurz darauf, am 31.05.1899, erfolgte die Namensänderung der Gesellschaft in „Kaliwerke Salzdetfurth Aktiengesellschaft“. 1900 begann die Förderung von der 700-Meter-Sohle. Damit nicht genug: 1912 wird bis 810 Meter weitergeteuft, 1930 wird mit 918,1 m die Endteufe erreicht. Nach Umbau auf Stahleinbauten 1979 erfolgt der Umzug der Bergwerksverwaltung zum Schacht „Salzdetfurth 3“). Für 1984 wird für den Schacht „Salzdetfurth 1“ eine  Kalisalz-Fördermenge von 11.000 Tonnen pro Tag angegeben.

Ansichtskarte (gelaufen 1909) mit meinen Ergänzungen.
Blick nach Westen. Bei Schacht „Salzdetfurth 2“ ist noch
kein Fördergerüst erkennbar. In der rechten Bildmitte ist
das Kaliwerk abgebildet.

Schon von weitem ist das 1986 neu erstellte  Fördergerüst von Schacht „Salzdetfurth 1“  - nunmehr nach Namensänderungen zur „K+S Aktiengesellschaft“ gehörend – im Stadtgebiet erkennbar. Trotzdem bleibt es an diesem Sonntag-Nachmittag unerreichbar. Den direkten Zugang verhindert ein hoher Zaun um das ehemalige Gelände am Schacht. Etwas näher käme man über das Privat-Grundstück „Schachtstraße 13“ (Tischlereibetrieb) heran, Erlaubnis zum Betreten vorausgesetzt.

Fördergerüst Schacht „Salzdetfurth 1“.

Wahrlich, ein imposanter Anblick. Ich finde das Fördergerüst allerdings extrem hässlich. Rückblickend frage ich mich heute, warum man es 2008 als Industriedenkmal anerkannt hat und kurz zuvor das sicherlich schönere, filigrane, historische Stahlstreben-Fördergerüst vom Schacht „Salzdetfurth 2“ abgerissen hat, das diese Auszeichnung sicherlich auch verdient hätte? Gut, die Bergwerksgeschichte begann hier, das neue Gerüst spiegelt hohe „Ingenieur-Kunst“ wider; Schacht „Salzdetfurth 2“ war während der gesamten Betriebszeit mit eher untergeordneten Funktionen (Wetter und Transport) vorgesehen.

Zwischen Museum und Fördergerüst liegt das alte Kaliwerkgelände. Auch dieses ist leider sonntags nicht zugänglich. Bleibt der Blick über die Gleise am Bahnhof oder an der Hauptzufahrt.  Viele der Backsteinbauten stammen noch aus der Anfangszeit und lassen ein bisschen die Zeit zurückdrehen.

Werksgelände K+S | im Hintergrund der Stahlkasten-Förderturm
vom Schacht „Salzdetfurth 1“. Siehe auch die beiden SW-Fotos
zum Vergleich.

Schönes altes Eingangsportal im ehem.
Verwaltungsgebäude am Werksgelände
(Griesbergstraße 8)

Dominiert das Stadtbild: Der 1986 errichtete neue
Fördergerüst vom Schacht „Salzdetfurth 1“

SCHACHT „SALZDETFURTH 2“ – ICH KOMME
WIEDER EINMAL ZU SPAET

Foto von ca. 1930 | mit Einträgen

Schacht „Salzdetfurth 2“, etwa 700 m von Schacht „Salzdetfurth 1“ entfernt, wird 1907 bis 1909 geteuft. Beide befinden sich am Berghang westlich von (Bad) Salzdetfurth, während Schacht „Salzdetfurth 3“ (siehe unt.) auf einer Anhöhe der östlichen Talseite im Zeitraum von 1913 bis 1915 geteuft wurde.

Nicht nur in Ilsede, sondern auch hier in Bad Salzdetfurth: Ich bin zu spät. Mist. Wichtige markante, historisch bedeutende Bauwerke existieren heute nicht mehr - sie wurden erst kürzlich (hier: im Spätsommer 2007) abgerissen. Ich bereue, nicht schon früher gekommen zu sein…
Von den Tagesanlagen an Schacht „Salzdetfurth 2“ ist nur noch das Maschinenhaus übrig geblieben. Die Schachthalle und vor allem das Stahlstreben-Fördergerüst der Firma „Louis Eilers“ aus Hannover von 1908 ist dem Erdboden gleich gemacht worden. Was hier unwiederbringlich zerstört wurde (im FNP: „Abbau“ genannt“), zeigen manche Bilder, die vor ein paar Jahren aufgenommen wurden und nun im Internet kursieren (Googlen Sie einmal danach). Schade, ich muss mich nur am „Denkmal“ Maschinenhaus erfreuen, was auch gelingt, und "denke mal" mir meinen Teil ...
Von einer ursprünglichen Nutzung des nur noch teilweise erhaltenen, vorher komplett als „denkmalgeschützt“ ausgewiesenen Ensembles als Museum wurde Abstand genommen. Im Moment liegt das Anwesen mehr oder minder brach bzw. wird als Lagerplatz eines GaLa-Bauers genutzt; das Gebäude erhält wenigstens eine Bausubstanz erhaltende Drainage. Nette Details zum FNP (Flächennutzungsplan) gibt es hier

Maschinenhaus am Schacht „Salzdetfurth 2“;
in Sichtweite: Schacht „Salzdetfurth 1“

Die Stahlseilspuren sind auf der Fassade des
Maschinenhauses nicht zu übersehen.
Im Vordergrund der Beton-Schachtdeckel

„Schicht im Schacht“ | Schachtverschluss


TROCKENE VERWAHRUNG

Am 13.03.1992 wurde die Förderung (Produktion) im Bergwerk Salzdetfurth komplett eingestellt. Bis zur endgültigen Betriebseinstellung bzw. Stilllegung sind, sofern eine Nachnutzung der Anlagen ausgeschlossen ist, als „Verwahrung“ bezeichnete Maßnahmen erforderlich, die u.a. die Tagesoberfläche sichern, die Lagerstätte und Nebengebirge schützen. Zu den Maßnahmen gehören hier im Wesentlichen die Verfüllung von Tagesschächten, der Abbau der Tagesanlagen und das Fluten der Bergwerke. Bis zum Ziel – der Beendigung der Bergaufsicht – sind die Bergwerke für die Zeit der vollständigen Verwahrung zu unterhalten. 

Im K+S-Grubenfeld Salzdetfurth steht Carnallit an, das stark wasserlöslich ist. Die Verwahrung mittels (übliche vorgeschriebener) Laugenflutung wurde ausnahmsweise ausgeschlossen: Die Grube ist trocken zu verwahren. Es bestand  die Aufgabe, die drei zu verfüllenden Tagesschächte mit entsprechenden Dichtelementen auszustatten und somit das Grubengebäude dicht gegen zufließende Wässer zu schützen. Schacht „Salzdetfurth 2“ war von 1996 bis 2002 ein wichtiges und auch für andere Schächte bedeutendes in-situ-Forschungsobjekt zur Entwicklung von Techniken zum Errichten eines flüssigkeitsdichten und langzeitstabilen Schachtverschluss-Bauwerks, das auch als sog. „geotechnische Barriere“ in Untertagedeponien für überwachungsbedürftige (chemisch–toxische) Abfälle gefordert wird (z.B. in Werk Riedel bei Hänigsen südlich der Stadt Celle). Davon sieht man Übertage nichts mehr. Was bleibt, ist eine dicke Betonplatte mit eingegossenem, graviertem Plastikschild. Die Trockenverwahrung erfolgte von 2002 bis 2008. Interessenten an der Techniken zur Trockenverwahrung sei die Lektüre einzelner Ausgaben der Zeitschrift „Kali und Steinsalz“ vom „Verband der Kali- und Salzindustrie e.V.“ empfohlen (Link)


... UND SCHACHT „SALZDETFURTH 3“?

Auch hier zunächst ein wenig Chronik:
Der 3. Schacht wurde in den Jahren 1913 bis 1915 auf 856,5 Meter geteuft. 1961 bis 1962 wurde zwischenzeitlich eine Teufe von 955 Meter erzielt. Mit Umzug der Bergwerksverwaltung vom Schacht „Salzdetfurth 1“ im Jahre 1979 verlagerte die damalige „Kali und Salz GmbH“ die Aktivitäten zum  3. Schacht. 1984 schließlich wurde die Endteufe von 979,1 Meter erreicht, nachdem zwei Jahre vorher der Schacht Stahleinbauten erhielt, die eine Großkorbförderung bis zur 700-Meter-Sohle ermöglichten. Ebenfalls in 1982 hat man dem Schacht „Salzdetfurth 3“ ein neues Fördergerüst „spendiert“. Die Seilfahrt war bis zur 900-Meter-Sohle möglich.
Fördergerüst von 1982 am Schacht „Salzdetfurth 3“
In den Tagesanlagen ist noch ein wenig Leben. Die K+S-Sparte "Inaktive Werke"  ist hier noch aktiv. Will man ins entfernte, stillgelegte K+S-Bergwerk „Siegfried-Giesen“ in der Hildesheimer Börde einfahren, dessen Reaktivierung geprüft wird, dann beginnt dieses in der Kaue am Schacht „Salzdetfurth 3“! Ansonsten steht auch hier die Ampel auf „Rot“:

Personalzugang zu den Tagesanlagen Schacht „Salzdetfurth 3“

Für Interessenten an der Geschichte eines der größten Kalierzeuger der Welt: Link (K+S AG,Wikipedia)


Ein abwechslungsreicher Tag in Bad Salzdetfurth mit neuen Eindrücken ... Ich komme wieder, Schacht "Salzdetfurth 1" und das Werksgelände müssen noch eingehender "untersucht" werden.



19. April 2012

Salz- und Kali-Bergbaumuseum in Bad Salzdetfurth

Dieser Beitrag ist nur noch als pdf-Datei verfügbar. Sie können diesen unter der Kennziffer »relicta B 11« hier downloaden. Hintergrundinformationen erhalten Sie hier.

Glück auf!

12. April 2012

Das Energiemuseum Spechtshorn

Dieser Beitrag ist nur noch als pdf-Datei verfügbar. Sie können diesen unter der Kennziffer »relicta B 10« hier downloaden. Hintergrundinformationen erhalten Sie hier.

Glück auf!