An der
Grube Franz August bei Clausthal-Zellerfeld
Bilder zur vergößerten
Ansicht bitte anklicken!
Die
topografische Karte (TK) von Clausthal-Zellerfeld
zeigt im Bereich der ehemaligen Jugendherberge (an der Straße nach Altenau)
jeweils ein Symbol für Pinge und Mundloch. Manche andere Karten zeigen daneben
ein auf dem Kopf stehendes Schlägel-und-Eisen-Symbol, gleichbedeutend für ein
stillgelegtes Bergwerk. Der Übersichtsgrundriss auf Karte 3 der „Gangkarte des Oberharzes mit Erläuterungen“ im
„Geologischen Jahrbuch“( Reihe D, Heft 1946, von 1981) wird da etwas genauer
und zeigt zusätzlich eine weitere Pinge, die Lage von zwei Schächten, die
Mundlöcher zweier Tagesstollen, den Verlauf von 3 Tiefbaustrecken und auch den
Namen der Grube: Franz August.
Die
Darstellung der Gänge ist leider öfters nicht so präzise, wie sie eigentlich
hätte sein können. Ich benutze die Gangkarte meist wegen der sehr detaillierten
Topografie der Deutschen Grundkarte (GK) im
Hintergrund. Schaut man sich vergleichsweise die heute bereitgestellten
digitalen Kartenwerke der LGN an, dann bemerkt man, welche Unmengen an Informationen
weggelassen wurden und vielleicht verloren gegangen sind, für die unzählige
Geländebegehungen notwendig waren. Warum eigentlich? Konsequent benutze ich die
aktuellen topografischen Karten nur für die Anfahrt oder zur groben Orientierung.
Im Gelände selbst kommen die alten Grundkarten (GK) zum Zuge.
Die
Grube Franz August baute von 1795 bis 1849 auf dem Zellerfelder Gangzug bzw.
auf einem seiner Ausläufer, dem Kronkahlenberger Gang. Im tief eingeschnittenen
Großen Mönchstal wurde das Mundloch eines
Tagesstollens angesetzt, der später eine Länge von ca. 132 Lachter aufwies. Von
einem Anfang des 19. Jh. bis in 70 Lachter Teufe niedergebrachten Schachtes
wurden auf 3 Strecken einzelne Suchörter bis auf 250 m Länge aufgefahren. Die
Grube wird in der Literatur als recht kostspieliger, aber erfolgloser Versuchsbau genannt. Abbauwürdige Bleierzvorkommen fand
man nicht. Auch Schürfe westlich und östlich des Schachtes (auf dem Gangausbiß)
blieben erfolglos.
Eine
gewisse Bekanntheit erlangte die Grube Franz August nur durch hier
stattgefundene, erste Experimente mit einfach
zusammengedrehten Drähten durch Julius Albert im Jahre 1827, die dann weniger Jahre später
zur Erfindung (besser: zur ersten Anwendung) des Drahtseiles führten.
Abb.
1: Pinge der
ehemaligen Radkammer
Abb.
2 u. 3 : Schachtpinge
Abb.
4: Am ehemaligen Mundloch des Tagesstollens
des „Gesamtschachtes“ (Bereich der linken Bildhälfte)
Abb.
5 und 6:
Pinge „Gesamtschacht“
Abb.7: Waidmannsheil!
|
Im
Sommer 2014 fand meine Geländebegehung im bewirtschafteten Fichtenwald statt.
Schnell stellte sich heraus, dass das Mundlochsymbol auf der TK dem
benachbarten Wasserläufen der Oberharzer Wasserwirtschaft zuordnen ist (Auslauf
Bielenwieser Wasserlauf und/oder Einlauf Franz-Auguster Wasserlauf), hat mit
der Grube Franz-August insofern nichts mehr zu tun.
Ich
habe nicht erwartet (aber erhofft), dass von dieser eher unbedeutenden Grube
noch etwas im Gelände nachzuweisen sei. Die beiden trichterförmigen Pingen
auf der GK ließen sich schnell in situ auffinden, auch wenn sie stark
zugewachsen sind. Immerhin erkennt man bei der höher liegenden Pinge noch
eine ovale Grundform einer Radkammer (Abb. 1). Im etwas höher am Hang
liegendem Dammgraben habe ich
keine Stelle gefunden, aus der das Wasser für die Wasserkunst entnommen
wurde.
Nur
wenige Meter entfernt und etwas tiefer am Hang erkennt man die steile,
annähernd kreisförmige Schachtpinge (Abb. 2 und 3), unmittelbar an einem
Holzwirtschaftsweg, der sich hier plateauartig verbreitert. Hier dürfte sich vermutlich
der ehemalige Zechenplatz befunden haben.
Ich
machte mich auf die Suche nach dem Mundloch des oberen Tagesstollens und den
Resten der als „Gesamtschacht“ auf der
Gangkarte eingezeichneten Schachtröhre und folgte hierzu dem Dammgraben in
Richtung Einlauf des Mönchstaler WL. Neben einem Haufen leerer Bierflaschen fand
ich in der Nähe des letzten großen
Abschlages des Dammgraben (vor Einlauf in den Oberen Herzberger Teich)
ein kleines Anzeichen für das ehemalige Mundloch (Abb. 4). Das Geländeprofil
zeigte sich hier stark gestört und eingeschnitten.
Oberhalb des Grabens konnte man auch den Bergematerialkranz um die ehemalige Schachtöffnung des Gesamtschachtes sowie dessen kleine Pinge ausmachen (Abb. 5 und 6). Mehr aber nicht - zugewachsen.
Zum
Aufsuchen des Mundloch des Haupt-Tagesstollens musste ich weglos im steilen
Gelände des Großen Mönchtales absteigen, da der auf der GK eingezeichnete
Trampelweg, der mich direkt zum Mundloch führen sollte, nur anfänglich in
Dammgrabennähe erkennbar, später jedoch völlig zugewachsen und nicht mehr
verfolgbar ist. Ohne GPS – sofern es denn dort überhaupt funktioniert – tut
man sich schwer. Kurz nach dem Zusammenflusses des Dammgrabenabschlages mit
einem kleinen Quellbach unterhalb der tiefen Schachtpinge (den man auch als
Grubenwasseraustritt interpretieren könnte), sollte sich das Mundloch befunden haben. Ich konnte in diesem
Canyon-artigen Areal keine Spuren des ehemaligen Bergbaus ausmachen. Da das
Mundloch in unmittelbarer Nähe des Bachlaufes angesetzt wurde, ist
anzunehmen, dass dieses durch jahrzehntelange abfließende Oberflächenwässer
und Grabenabschläge zugeschlämmt, quasi wegerodiert wurde.
Nur viele Zeichen der heimischen Tierwelt in Form von Spuren (Rot-/Dammwild, Wildschweine), Losung, Wühlflächen, Laufwegen und Geweihresten (Abb.7) waren im tiefsten Unterholz auszumachen. |
Schade,
aus einer herbeigesehnten Befahrung eines vergessenen Grubengebäudes wird
leider nichts. Schön ist es aber, dass sich viele markante Punkte nach
Beendigung des Versuchsbergbaus vor über 165 Jahren noch erkennen lassen.
Glück
auf!
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